In immer mehr Lebensbereichen erleichtern uns Roboter den Alltag. An manche Einsatzgebiete der Zukunft tasten sich visionäre Entwicklerinnen und Entwickler gerade erst heran. Dies wirft aber auch ethische Fragen auf.
Huntington Park, USA
Als Auge des Gesetzes sorgt der Roboter K5 in der kalifornischen Stadt Huntington Park für Ruhe und Sicherheit. Rund um die Uhr rollt der blecherne Mitarbeiter der örtlichen Polizei über die Wege des Salt Lake Parks, beobachtet das Geschehen, markiert Präsenz und zeichnet auf, was er observiert. Ausgestattet mit einer 360°-Kamera nimmt er Vandalen, Fahrraddieben und Autoknackerinnen die Lust, verbotene Dinge zu tun. Und dies mit grossem Erfolg: Gemäss den Stadtvätern ging die Zahl der Meldungen über Delikte und polizeirelevante Zwischenfälle binnen eines Jahres um fast die Hälfte zurück. Das Sicherheitsgefühl der Bürgerinnen und Bürger sei deutlich gestiegen.
Nagasaki, Japan
Gross war die Euphorie, als die technikbegeisterten Japanerinnen und Japaner 2015 das erste Hotel weltweit eröffneten, das allein durch Roboter geführt wurde. 243 Maschinen standen bereit, um vom Empfang bis zum Zimmerservice die Bedürfnisse der Gäste zu erkennen und zu befriedigen und dabei ein einzigartiges Erlebnis zu kreieren. Allerdings zeigte sich bald, dass die originelle Idee nicht ganz einfach umzusetzen war. So sprachen die Roboter am Empfang nur jeweils eine Sprache und bekundeten mit abweichenden Dialekten der Gäste etwelche Mühe. Das Hotel Henn na, was übersetzt merkwürdig oder seltsam bedeutet, wurde nach wenigen Jahren stillgelegt.
Neuseeland
Können und sollen Roboter in der Pflege betagter Menschen eine wichtige Rolle spielen? Dieser Frage geht die Selwyn Foundation, die in Neuseeland mehrere Pflegeeinrichtungen betreibt, seit einigen Jahren schon auf den Grund. Gute Erfahrungen hat man etwa mit PARO gemacht, einer Plüschrobbe mit schwarzen Knopfaugen, die auf Berührung und andere Reize mit Kopfbewegungen und Geräuschen reagiert. Als sinnvolle Ergänzung und Unterstützung der Pflege anerkennen die Befürwortenden denn auch einen solchen Robotereinsatz. Kritikerinnen und Kritiker sehen dagegen ethische Probleme, gerade wenn Demenzpatientinnen und -patienten vorgegaukelt werde, dass ihnen ein Roboter Zuneigung schenke.
Shenzhen, China
In Zeiten, da der Handel im Internet den realen Einkaufszentren den Rang abzulaufen droht, schlagen manche ausgerechnet mit den Waffen der Digitalisierung zurück: In der chinesischen Metropole Shenzhen werden Roboter als Einkaufsassistenten eingesetzt. Der Roboter führt die Kundin durch die riesige Mall zu den von ihr bevorzugten Geschäften. So soll das Einkaufserlebnis deutlich gesteigert werden, hoffen zumindest die Initiantinnen und Initianten. Das System kombiniert moderne Technologien zur Stimm- und Gesichtserkennung mit einem Inhouse-Navigationssystem. Über Shenzhen hinaus sollen 10 000 Roboter in mehr als 1000 Einkaufszentren in 40 Städten des riesigen Landes zum Einsatz kommen.
Heilbronn, Deutschland
Von Computern geplant und durch Roboter gebaut, hat ein Pavillon an der Bundesgartenschau in Heilbronn 2019 gezeigt, wie die Zukunft des Bauens aussehen könnte. Die automatisierten Berechnungsschritte erlauben eine kühne und ausgesprochen filigrane Konstruktion: Ohne Stützen überspannen die tragenden Holzschalen 30 Meter und benötigen dazu rekordwenig Material. Als Vorbild für das kühne ressourcenschonende Bauwerk diente das Plattenskelett eines Seeigels. Dank der automatisierten Berechnungs- und Fertigungsprozesse konnten die Vorteile des biologischen Vorbilds exakt auf den Pavillon übertragen werden. Für die komplexe Montage, die in erstaunlich kurzer Zeit umgesetzt war, wurde eigens eine transportable, 14-achsige Roboter- Holzfertigungsplattform entwickelt.