Weiterbauen statt abreissen
Bis zu 4000 Gebäude werden hierzulande jährlich durch Neubauten ersetzt. Oft unnötigerweise, könnten die bestehenden Bauten doch in vielen Fällen saniert und weiterentwickelt werden. Das würde nicht nur die grosse Menge an Bauabfällen verkleinern, sondern auch nachhaltig den CO2-Ausstoss der Bauwirtschaft markant reduzieren.
Was für ein Ort, was für eine Atmosphäre: Seit drei Jahren stehen die Schreibtische der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Schweiz Tourismus in den luftigen Räumen der einstigen Stadthalle in Zürich. Die Stadthalle ist ein Musterbeispiel dafür, welches Potenzial in bestehenden Gebäuden schlummert. Das Projekt in Zürich ist derzeit eher die Ausnahme. Jährlich werden hierzulande gegen 4000 Gebäude durch Neubauten ersetzt. Entsprechend gross ist der Abfallberg: Von den schweizweit jährlich anfallenden 87 Millionen Tonnen Abfall gehen gemäss dem Bundesamt für Umwelt 83 Prozent auf das Konto der Bauwirtschaft.
Umweltfreundliche Alternative
Der Ersatz bestehender Gebäude durch Neubauten erzeugt nicht nur viel Abfall, sondern benötigt auch sehr viel mehr Energie, als die Weiternutzung der vorhandenen Bausubstanz erfordern würde. Entsprechend verschlechtert sich die CO2-Bilanz. Und die ist im Gebäudesektor alles andere als vorbildlich. Aktuell hat er einen Anteil von 40 Prozent am gesamten CO2-Ausstoss der Schweiz. «Entsprechend gross ist die Hebelwirkung in Sachen CO2, wenn Bauten weitergenutzt statt abgebrochen werden», sagt Yves Schihin, Mitinhaber des Architekturbüros Oxid in Zürich.
Chancen statt Risiken sehen
Die Voraussetzungen für die Weiternutzung von Altbauten wären eigentlich gut: «Der Zustand der meisten Gebäude hierzulande ist tadellos und rechtfertigt den Abbruch nicht», sagt Catherine De Wolf, Assistenzprofessorin für Kreislauftechnik an der Architekturabteilung der ETH Zürich. Die Schweiz habe zwar bereits viel unternommen, um die Wiederverwendung von Bauabfällen zu fördern, bei der Weiternutzung von Gebäuden und ihrer Renovation. Doch warum erstellen viele Eigentümerinnen und Eigentümer lieber einen Ersatzneubau anstatt einen Umbau in Betracht zu ziehen? Architekt Yves Schihin sieht das Problem nicht nur bei den Besitzerinnen und Besitzern, die oft Angst vor Umnutzungen hätten, sondern auch bei seinen Berufskolleginnen und -kollegen sowie dem Gesetzgeber. Ein Hauptgrund für den Entscheid gegen bestehende Bauten ist aus seiner Sicht aber, dass Investoren nur über die Risiken und nicht über die Chancen einer Weiternutzung nachdenken würden: «Oft sind sie sich nicht bewusst, dass Altbauten einen einmaligen Mehrwert haben, der mit einem Abbruch einfach vernichtet wird.»
Wer ein bestehendes Gebäude weiternutzt, statt es zu ersetzen, hat gemäss den Fachleuten auch ökonomische Vorteile. Auch wenn nach wie vor viele Gebäude abgebrochen werden, setzt langsam ein Umdenken ein: So hat das französische Architekten-Duo Anne Lacaton und Jean-Philippe Vassal 2021 für sein Engagement rund um den Erhalt und die Weiterentwicklung bestehender Bauten den weltweit renommierten Pritzker-Architekturpreis erhalten. An den Hochschulen ist das Thema ebenfalls angekommen.
Bestehende Aufzugsanlagen mit Potenzial
Ebenfalls auf den Zug des Weiternutzens aufgesprungen sind zahlreiche Unternehmen aus der Bauindustrie. Dazu gehören auf Renovationen und Umbauten spezialisierte Bauunternehmen ebenso wie Zulieferer aus dem technischen Bereich – so auch Schindler AG. Zum Angebot von Schindler gehört nicht nur die Modernisierung bestehender Personenaufzüge, sondern auch ihre Erweiterung oder Anpassung im Rahmen von Umnutzungen. So werden etwa bei Aufstockungen von Gebäuden Aufzugsanlagen verlängert oder die Fahrstühle werden bei veränderter Nutzung eines Gebäudes entsprechend angepasst. Eines ist auf jeden Fall klar: Modernisierte Aufzugsanlagen sind ein wichtiger Baustein, der die nachhaltige Weiternutzung von bestehenden Gebäuden und der darin vorhandenen Infrastruktur möglich macht.